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- Die klaffenden Wunden der libanesischen Hauptstadt. (picture alliance / dpa / TASS / Maxim Grigoryev)
Die Explosionen und ihre verheerenden Auswirkungen auf die libanesische Hauptstadt und ihre Bewohner sind nach wie vor Thema in den Feuilletons. Was wird aus der oft beschworenen Offenheit Beiruts, die für viele immer das Besondere dieser Stadt war?
"Es war einmal", titelt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG. Doch Lena Bopp erzählt keineswegs von märchenhaften Ereignissen, sondern von einem gigantischen Albtraum, der bittere Realität geworden ist - nämlich von der Explosion in Beirut und deren Folgen:
"Beim Gang durch diese Ruinen scheint unvorstellbar, wer die Verwüstung beseitigen, die Stadt wieder aufbauen und das alles bezahlen soll, was auch deswegen besonders tragisch ist, weil gerade auf diesen Vierteln an der Küste ein guter Teil des Mythos vom modernen Beirut gründete. Der Kampfgeist dieser Stadt, die schon so oft von Krieg und Zerstörung heimgesucht wurde, ihre Energie und ihr Freiheitsstreben waren hier spürbar wie nirgendwo sonst. Ihre zum Mittelmeer gewandte Seite ermöglichte und verkörperte eine Offenheit, die vieles denkbar machte, was an anderen Orten im Land und in der arabischen Welt unerhört ist. Die Explosion hat viel mehr hinweggefegt als diese Viertel. Sie hat die von ihnen ausgehende Hoffnung, ihre Symbolkraft zerstört."
"Diesmal ist es einfach zu viel"
Der Schriftsteller Rainer Merkel – er hat lange im Libanon gelebt – konstatiert im Berliner TAGESSPIEGEL:
"Jetzt ist der Hafen weg. In die Luft gesprengt. Es ist kein Anschlag, kein Krieg, keine von Geheimdiensten oder aus dem Ausland ferngezündete Bombe. Zeyna, die in der Presseabteilung der Amerikanischen Universität von Beirut arbeitet, sagt: ‚Diesmal ist es nicht okay. Diesmal ist es einfach zu viel.‘ Und Zeyna neigt nicht zu übermäßigem Pathos."
Mehr als ein Cancel-Culture-Skandal
Um Zerstörung geht es auch in der Tageszeitung DIE WELT – allerdings um die Zerstörung der Existenz des kanadischen Künstlers und Digital Pioniers Jon Rafman. Zwei seiner Ex-Geliebten haben auf Instagram erklärt, Rafman hätte sie emotional missbraucht. Von Vergewaltigung ist nicht die Rede. Gleichwohl wird der Belastete nun vom Kunstbetrieb fallengelassen.
Der WELT-Autor Boris Pofalla hält das alles für eine "groteske Rufmordkampagne". Und so wie Pofalla – nach der Lektüre der Instagram-Posts – die intimen Szenen zwischen Rafman und seinen Geliebten schildert, hat sich der Künstler außer Hartherzigkeit und geringen sexuellen Talenten offenbar wenig vorzuwerfen.
Pofalla jedenfalls ist erschüttert: "Was da in diesem Sommer mit Jon Rafman passiert, ist nicht nur ein weiterer Cancel-Culture-Skandal, sondern auch eine düstere Parabel auf die Gegenwart. Das freie Spiel der Zeichen hat sich verselbständigt und das Bezeichnete verschluckt. Die Wahrheit interessiert nicht, nur die Wirkung, die eine Erzählung entfaltet, und eben darin liegt eine gespenstische Nähe zu Rafmans eigener, prophetischer Kunst."
Wir wissen nicht, ob es Jon Rafman geholfen hätte.
Betrachtungen über Sex
Aber in der TAGESZEITUNG erklärt Peter Weissenburger unter dem Titel "Sex nimmt man sich nicht einfach, Sex bekommt man", was unter enthusiastic consent, deutsch etwa: engagierte Zustimmung, zu verstehen ist.
"Engagiert bedeutet, dass das, was passiert, von beiden deutlich initiiert wird. Nicht unbedingt muss diese engagierte Zustimmung ausgesprochen werden. In der kinky Welt ist es zwar längst üblich, viel expliziter über das zu verhandeln, was im Blümchensex ungesagt bleibt. Wo sind deine Grenzen? Was möchtest du machen? Was kann ich tun, damit du dich sicher fühlst? Aussprechen gilt als Stärke, nicht als Schwäche. Aber consent ist immer auch nonverbal. Intime Partner*innen kommunizieren durch Vortasten, genaues Beobachten der Reaktion der oder des anderen. Eine Wange, die nach einem leichten Klaps wieder hingehalten wird, kann um den nächsten, stärkeren bitten. Manchmal führt eine Hand die andere kaum merklich, aber bestimmt an den eigenen Hals."
Das kleine Sex-Einmaleins, allerliebst aufbereitet von der TAGESZEITUNG.
Gern würden wir jetzt auf "Bilder einer Blutgeburt" zu sprechen kommen. So heißt die empfehlenswerte Rezension der Dresdner Ausstellung "Krieg Macht Nation – Wie das deutsche Kaiserreich entstand" in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG.
Allein, unsere Zeit reicht nur noch für ein – Tschüss!
August 07, 2020 at 12:16PM
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Aus den Feuilletons - Dekonstruktion einer Stadt - Deutschlandfunk Kultur
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