Szene des Spiels: Marcus Rashford dribbelte mit dem Ball eng am Fuß Richtung Liverpooler Strafraum. Stürmer Edinson Cavani kreuzte den Laufweg und wartete auf das Zuspiel. Drei gegen drei: Das könnte in der 82. Minute der entscheidende Konter sein. Doch Rashford lief und lief und er spielte nicht ab. Die Chance war dahin, Cavani und Paul Pogba regten sich auf. Am Ende stand dieser Angriff für das Spiel: vielversprechend, aber doch torlos.
Das Ergebnis: 0:0 trennten sich der FC Liverpool und Manchester United am 19. Spieltag der Premier League. United (37 Punkte) bleibt Tabellenführer, Liverpool ist mit 34 Punkten Dritter.
Niemals allein: Anfang Januar starb Gerry Marsden. Jener Sänger, der den Song »You'll never walk alone« mit seiner Coverversion zur Hymne geformt hatte. Nun, zwei Wochen später, hatte der FC Liverpool sein erstes Heimspiel nach Marsdens Tod. Natürlich hallte sein Lied durch das Stadion von Anfield, angesichts der leeren Ränge ein besonders trauriger Moment. »At the end of a storm, there's a golden sky«. Beide Teams applaudierten eine Minute lang für Marsden.
Ausgesprochen schlecht: In der Premier League hatte Liverpool zuletzt dreimal in Folge nicht gewonnen, gegen Soutampton zuletzt sogar 0:1 verloren. Trainer Jürgen Klopp erklärte, nach der Niederlage habe es eine Aussprache mit der Mannschaft gegeben. »Wir wissen, was zu tun ist. Wir wissen, was schiefgelaufen ist. Wir wissen, was wir ändern wollen«, sagte Klopp. Das hieß nach zuletzt nur einem Treffer in drei Ligaspielen: mehr Tore! Gegen United sollte man das auf dem Rasen sehen – hoffte Klopp.
Erste Hälfte: Liverpool sicherte sich öfter und länger den Ball, United deutete seine Gefahr bei Kontern ein paar Mal hauchzart an. Bruno Fernandes war es dann, der einen Freistoß knapp neben das Tor setzte (34. Minute) – die größte Chance der ersten Hälfte. Liverpool hatte kurz vor der Pause Pech: Thiago schlug einen Flugball in die Spitze und schickte Sadio Mané Richtung Tor. Mané nahm den Ball in Bedrängnis gut an, doch Schiedsrichter Paul Tierney pfiff in dem Augenblick zur Pause – sehr zu Thiagos Ärger. Der Spielmacher schlug sich fassunglos die Hände vor das Gesicht.
Tiefbau: Manchesters Trainer Ole Gunnar Solskjær stellte auf dem Papier eine Viererkette in der Abwehr auf. United verteidigte aber oft so tief, dass sich sechs Spieler in der letzten Reihe vor Torwart David de Gea aufreihten. Das war auch nötig, rückten Liverpools Außenverteidiger doch öfter hoch auf. Und auch aus dem Mittelfeld kam Druck: Xherdan Shaqiri spielte hinter der Sturmreihe mit Roberto Firmino, Mohamed Salah und Mané – ein offensives Versprechen, das aber nicht eingehalten wurde. United hielt dem Druck stand und setzte seinerseits auf den schnellen Marcus Rashford. Der wurde bei seinen Kontern aber immer wieder eingefangen.
Zweite Hälfte: Eine spielverändernde Reaktion war direkt nach der Pause nicht zu sehen. Es lief wie gehabt: Liverpool mit Ball, Manchester mit Kontern. Nach 61 Minuten hatte zumindest United-Trainer Solskjær genug und brachte den zuletzt torgefährlichen Edinson Cavani ins Spiel. Die Chance zur Führung hatte dann aber Bruno Fernandes (75.): Nach einem Pass von Luke Shaw in den Rücken der Abwehr schloss Fernandes aus wenigen Metern ab, doch Torwart Alisson parierte. United blieb angriffslustiger: Rashford vertendelte zwar die gute Kontermöglichkeit (82.), aber kurz darauf kam Pogba zum Abschluss, schoss Alisson aber unplatziert an (83.). Der Torwart verteidigte den Punkt, mit dem United glücklicher sein dürfte.
Klopps 200: Manchmal kommt es einem so vor, als sei Jürgen Klopp gerade erst in Liverpool angekommen. Vielleicht liegt das am noch jüngsten Erfolg: der Meisterschaft in England. Tatsächlich ist Klopp nun seit mehr als fünf Jahren an der Anfield Road aktiv, das Match gegen United war sein 200. Premier-League-Spiel als Liverpool-Trainer. Klopps Bilanz kann sich sehen lassen: 127 Siege, 48 Unentschieden, 25 Niederlagen – das sind im Schnitt 2,15 Punkte pro Spiel, eine hervorragende Bilanz. Nur José Mourinho (137) feierte in der Ligageschichte mehr Siege innerhalb seiner ersten 200 Spiele.
Drei aus vier: Klopps Gesamtbilanz sieht gut aus, der Schnitt der letzten Spiele aber nicht. Drei Punkte aus vier Ligaspielen sind zu wenig für den aktuellen Meister, zumal das Team in den vergangenen drei Ligaspielen kein einziges Tor erzielt hat. Der verletzte Stürmer Diogo Jota fehlt merklich. Liverpools Schwäche ermöglicht Manchester United weiterhin eine vor der Saison unerwartete Tabellenführung. Liverpool darf sich nicht noch mehr Zeit lassen, um wieder in die Spur zu finden. Gegen Abstiegskandidat Burnley (21. Januar) sollte ein Sieg her, danach steht schon das Duell gegen den Tabellennachbarn Tottenham an (28. Januar).
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