„Ich brauche meine Telefonanschlüsse, ich bin dringend darauf angewiesen“, sagt Stefan Sosic. Der 77-jährige ist verzweifelt. Über Umwege hat er sich mittels Fax an die LVZ-Redaktion gewandt, bittet um Hilfe. Denn der Altenburger ist seit Wochen von der Außenwelt abgeschnitten. Und fühlt sich von seinem Telefonanbieter im Stich gelassen.
Techniker kann nichts ausrichten
Stefan Sosic, der in der Straße Am Stadtwald wohnt, ist Kunde der Firma Pyur, einem Anbieter für Internet, Telefon und TV per Kabelanschluss. Zahlreiche Haushalte im Altenburger Land werden von dem Dienstleister der Tele Columbus AG versorgt. Für Stefan Sosic endete die Versorgung allerdings abrupt, obwohl er alle Rechnungen pünktlich zahle. „Seit dem 11. Januar bin ich ohne Telefon und Internet“, berichtet er. Die Ursache: eine technische Panne.
Am 12. Januar wandte sich der Rentner an die Servicehotline des Unternehmens. Sieben Tage später kam ein Techniker, ging jedoch ohne Lösung des Problems wieder, schildert Sosic. Denn die Datenleitung kommt über ein Nachbarhaus in Sosics Wohnung. Weil der Techniker dort keinen der Zugang hatte, wurde ein neuer Termin vereinbart.
Schaden liegt im Nachbarhaus
Geschlagene 16 Tage später erschien der Fachmann erneut – in Begleitung des Hausmeisters sowie eines weiteren Schlüsselgewaltigen, der das gegenüberliegende, seit acht Jahren leerstehende Haus aufschließen konnte. Der Experte fand heraus: Der Schaden liegt in dem verwaisten Objekt. Allerdings könne der Defekt nicht einfach so behoben werden. „Der Techniker sagte mir, dass zunächst Schachtarbeiten erfolgen müssen und es ein bisschen dauern werde, bis das passiert“, erzählt der Rentner. „Auf meine Aussage, dass die Behebung des Schadens doch nun nicht auf die lange Bank geschoben werden kann, antwortete der Techniker nur, dass das bei Pyur eben so ist und verschwand auf Nimmerwiedersehen. Seitdem habe ich von meinem Anbieter nichts mehr gehört.“
Rentner braucht Nottelefone
Ein großes Problem für Stefan Sosic. Er ist auf seinen Internetanschluss und besonders auf sein Telefon angewiesen. Der alleinstehende Altenburger leidet an einer Lungenerkrankung und einer Herzinsuffizienz. „Ich habe vier Telefone in vier Zimmern“, sagt er. „Ich bin alleine, und wenn einmal etwas sein sollte, ein gesundheitlicher Notfall, weil mir zum Beispiel schwindelig oder schlecht wird, dann geben mir die Telefone die nötige Sicherheit, um Hilfe rufen zu können.“Außerdem zählt er zur Covid-19-Risikogruppe. Doch einen Impftermin zu vereinbaren, was am besten online klappt, ist nun nicht möglich.
Als Schiedsmann nicht erreichbar
Seine telefonische Erreichbarkeit ist für den 77-Jährigen auch bezüglich seines Postens als öffentlich gewählter Schiedsmann von großer Wichtigkeit. „Die Leute, welche mich anrufen wollen, erreichen mich nicht mehr. Die Anrufe kommen dann zwar bei der Stadtverwaltung an, aber nicht bei mir persönlich. Wie lange soll das denn noch so weitergehen?“
Pyur hat Tiefbauer beauftragt
Die LVZ wandte sich mit dieser Frage direkt an Pyur. Dort ist das Problem bekannt. „Bei Herrn Sosic ist ein Kabel oder Bauteil in der Erde defekt. Dies muss repariert, beziehungsweise getauscht werden“, erklärt Unternehmenssprecher Sebastian Artymiak. „Dafür sind allerdings Bauarbeiten notwendig. Der Tiefbauer ist bereits beauftragt und der Termin erfolgt je nach Wetterlage derzeit leider erst übernächste Woche.“ Pyur versuche derzeit, einen früheren Termin zu ermöglichen oder einen anderen Tiefbauer zu beauftragen. Man bedauere die Störung sehr, fügt der Sprecher noch an – „gerade bei den genannten Umständen“.
Prepaidhandy ist keine Lösung
Stefan Sosic ist der einzige Betroffene in seinem Wohnhaus. „Ich bin ich der einzige, der Internet und Telefon über Pyur bezieht. Die TV-Leitung funktioniert.“ Er habe sich inzwischen ein Prepaidhandy für Notfälle zugelegt, berichtet der Rentner. Doch das sei keine wirkliche Lösung. Die Prepaidkarten verursachen zusätzliche Kosten. „Und in der Wohnung denke ich nicht immer daran, es von einem Raum zum anderen mitzunehmen.“
Die Überlegung, den Anbieter zu wechseln, habe er auch schon gehabt. Doch auch das braucht Zeit. Und aufgrund des Lockdowns sind persönliche Beratungsgespräche in einer Filiale derzeit nicht möglich.
Von Mary Anne Härtling
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