ARD-Sonntagskrimi: Der Saar-»Tatort« im Schnellcheck - DER SPIEGEL
Koma-Komplott, Cliffhanger-Spannung und ein Mord mit Pfeil und Bogen: Der junge Saar-»Tatort« sprengt ein weiteres Mal risikofreudig den klassischen Fernsehkrimi.
Das Szenario:
Tarzan in Saarbrücken. Im Urwald nahe der Landeshauptstadt springt ein zerzauster junger Mann mit Pfeil und Bogen zwischen Laubbäumen und Felsblöcken hin und her; eine Abiturientin schleicht sich ins Gehölz, um den schönen Wilden zu treffen. Kurze Zeit später liegt sie mit tiefen Wunden und umgestülpten Innereien im Moos. In Verdacht geraten vor allem die Mitschüler des entstellten Opfers. Höllenjob für die Kommissare Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer), die nun die Lügen der Gymnasiasten aufzudecken haben, während sie selbst eine eigene gemeinsame Lüge am Leben zu erhalten versuchen.
Der Clou:
Dieser »Tatort« setzt so rigoros auf das horizontale Erzählen wie keiner zuvor. Die zweite Folge um das junge Saar-Ermittlerteam knüpft direkt an die erste an, die genau vor einem Jahr zu Ostern gesendet wurde – damals erfuhr man, dass Hölzer 15 Jahre zuvor den gewalttätigen Vater des Jugendfreunds Schürk in Notwehr ins Koma geprügelt hatte. Nun erwacht der Alte, und es stellt sich die Frage, ob er sich an die Tat erinnern kann. Urwaldkulisse, Koma-Komplott und Cliffhanger-Konstruktion – dass das alles zusammengeht, beweist die enorme Erzählkunst der Filmemacher.
Das Bild:
Junger Wilder auf dem Felsvorsprung: Zur Eröffnung sehen wir den Saar-Tarzan in das grüne Tal hinabschreien. Eine Einstellung, wie man sie aus etlichen Urwaldabenteuern kennt. Im Krimi hat man sie noch nie gesehen.
Der Dialog:
Ein Reporter interviewt den erwachten Vater von Kommissar Schürk, der im Rollstuhl vor seinem Haus sitzt.
Reporter: »15 Jahre im Koma – wie fühlen Sie sich?«
Vater: »Für mich war es nur eine lange Nacht. Aber als ich aufgewacht bin, war ich ein alter Mann.«
Der Song:
»A Message to You Rudy« von den Specials. Der legendäre Ska-Schunkler erklingt, als die Ermittler Hölzer und Schürk am Kneipenkicker den Fall besprechen. So lässig die Musik, so unlässig die Cops: Ein Manko des Saar-»Tatorts« bleibt, dass die Kommissarinnen nur staksig Stichworte für die Kerle liefern dürfen. Da muss mehr gehen.
Die Bewertung:
9 von 10 Punkten. Trotz kleiner Schwächen: ein monströs gesponnenes Mörderrätsel, das nach 90 Minuten noch nicht zu Ende ist.
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