Zu Hause ist es nicht am schönsten: Formel 1 in Monaco, das heißt für die Fahrer mit bis zu 290 Stundenkilometer durch die engen Straßen des Fürstentums, 50 Schaltvorgänge pro Runde, während die Fans ihnen von Jachten und aus Pools zujubeln. Auch der Adel kommt gucken, Bundesligaprofis fliegen ein*. In diesem Jahr konnte das erlauchte Publikum zudem erwarten, zum Cocktail eine anrührende Heldengeschichte serviert zu bekommen, denn der gebürtige Monegasse Charles Leclerc sollte trotz eines Crashs im Qualifying mit dem Ferrari von der Pole in sein Heimrennen starten, bei dem er in seiner gesamten Formel-2- und Formel-1-Karriere noch nie die Zielflagge gesehen hatte.
Der Fluch von Monaco: Doch stattdessen verpuffte das Ganze in einem dramatischen Finale, noch bevor das Rennen überhaupt begonnen hatte. Leclercs Auto war offenbar doch schwerer beschädigt, als von der Scuderia erhofft. Bereits in der Einführungsrunde gab es Probleme mit der linken Antriebswelle, kurz darauf meldete der Rennstall, dass Leclerc nicht an den Start gehen werde. »Das ist wirklich schwer zu verdauen«, sagte dieser. Die Pole blieb leer, Prinz Albert II. musste trösten. Und nun?
Das Ergebnis: »Es ist der schönste Platz, an dem wir Rennen fahren. Aber du weißt vorher, dass es nie aufregend für die Fans sein wird«, hatte Lewis Hamilton vor dem Rennen gesagt. Einerseits behielt der Weltmeister recht: Rivale Max Verstappen, im Red Bull aus der ersten Reihe gestartet, fuhr einen sicheren Start-Ziel-Sieg ein, vor Carlos Sainz im zweiten Ferrari und Lando Norris – doch zumindest für Mercedes war der Große Preis von Monaco ganz und gar nicht langweilig. Lesen Sie hier den Rennbericht nach.
Hamilton schimpft: Für Mercedes begann der Renntag mit einem Dämpfer. Für Hamilton ging es nur von Startplatz sieben los – ein Missstand, denn in Monaco sind Überholmanöver selten. Eine gute Strategie eröffnet Chancen, doch genau hierbei versagte das Team. In Runde 30 misslang zunächst ein Undercut-Versuch des an Platz sechs fahrenden Hamilton gegen Pierre Gasly (Alpha Tauri), in dessen Folge er weitere Plätze an Sebastian Vettel im Aston Martin und an Red-Bull-Pilot Sergio Perez einbüßte. »Leute, wir haben zwei Positionen verloren, wie geht das?«, zürnte Hamilton via Funk.
Charles Coates / imago images/Motorsport Images
Bottas hat ein Rad dran: Antwort? Der Stopp war zu langsam. Mit 2,2 Sekunden aber nichts gegen das Desaster, das Teamkollege Valtteri Bottas wenige Runden später in der Box ereilte: Das rechte Vorderrad ließ sich nicht lösen, der Finne musste aufgeben. Teamchef Toto Wolff sagte dem Sender Sky nach dem Rennen, es sei immer noch nicht gelungen, das Rad vom Wagen zu entfernen. Da war es 17.30 Uhr. »Am liebsten würde ich heulen, aber das wäre nicht produktiv«, sagte Wolff.
Die neue Nummer eins: Für Verstappen war damit der ärgste Konkurrent aus dem Weg geräumt. Im Kampf um die Weltmeisterschaft musste das Team die Mercedes-Schwäche ausnutzen – und lieferte: Nachdem sich Verstappen beim Start knapp gegen Bottas durchgesetzt hatte und sich in der Folge etwas absetzen konnte, zeigte das Team einen fehlerfreien Stopp. Nach 78 Runden fuhr Verstappen zu seinem ersten Sieg an der Côte d’Azur und übernahm die WM-Führung mit 105 Punkten von Hamilton (101). Zum ersten Mal seit 2013 führt der Rennstall damit nicht nur die Fahrer-, sondern auch die Konstrukteurswertung an.
Auch Vettel vor dem Weltmeister: Vettel hat mit Platz fünf seine ersten WM-Punkte für seinen neuen Rennstall geholt. »Irgendwie wussten wir, dass man in Monaco mehr herausholen kann als üblich«, sagte er: »Wir hatten ein sehr kleines Update, das hat mit Sicherheit nicht geschadet. Wenn du rausfährst und gleich ein gutes Gefühl hast, kannst du darauf aufbauen«.
*Der aufsehenerregende Anzug des Erling Haaland: Nachdem das Rennen in Monte Carlo im vergangenen Jahr wegen der Coronapandemie abgesagt wurde, durften nun wieder bis zu 7500 Zuschauer an die Strecke. Darunter auch Prominenz wie Tennis-Superstar Serena Williams und Bundesligaprofi Haaland. Der Stürmer von Borussia Dortmund hatte sein Kommen zuvor angekündigt: via Tweet aus dem Flugzeug.
»On the way to Monaco« (Auf dem Weg nach Monaco) steht über einem Bild von Haaland, der sich in einem rot-weiß-gestreiften Anzug in seinem Sessel lümmelt – eine Farbwahl, die zahlreiche Fans erneut über einen Vereinswechsel des begehrten Torjägers mutmaßen ließ. Aber vielleicht ist Haaland auch einfach nur Ferrari-Fan.
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