Im Test zeigt der Netgear Nighthawk RAX70 hohes Leistungspotential. Um es zu nutzen, benötigen Sie aber Netzwerk-Know-How.

© Thomas Rau
Der Netgear Nighthawk RAX70 unterstützt Wi-Fi 6. Dank mehrerer Funkeinheiten kann er drei verschiedene WLANs anbieten. Diese Ausstattung mit Tri-Band-Technik und acht parallelen Datenströmen macht ihn zu einem optimalen Router für größere Heimnetzwerke mit vielen Teilnehmern, die gleichzeitig Streamen, Downloaden, Spielen und Surfen wollen.
TEST-FAZIT: Netgear Nighthawk RAX70
Für einen Tri-Band-Router ist der Netgear Nighthawk RAX70 sehr günstig, bietet viele Funktionen und arbeitet verhältnismäßig sparsam. Die volle WLAN-Leistung entlocken Sie ihm aber nur mit Link Aggregation. Wer die passende Netzwerk-Infrastruktur hat, darf zugreifen.
Pro:
+ Tri-Band
+ erlaubt Link Aggregation
+ recht sparsamer Betrieb
+ übersichtliches und umfangreiches Menü
+ als VPN-Server und VPN-Client nutzbar
Contra:
- Gigabit-LAN bremst WLAN aus
- kostenpflichtige Extra-Funktionen für Sicherheit
Typisch für einen Nighthawk-Router verbirgt der RAX70 seine sechs Antennen in zwei großen seitlichen Flügeln, die Sie im Betrieb aufklappen. In Verbindung mit dem schwarzen Gehäuse erinnert das sofort an ein Requisit aus einem Batman-Film.

© Thomas Rau
Am Netgear Nighthawk RAX70 sitzen zahlreiche Knöpfe und LEDs: Damit lassen sich das WLAN oder das komplette Geräte abschalten, WLAN-Verbindung per WPS einrichten oder der Router auf Werkseinstellungen zurücksetzen. Die LEDs geben Aufschluss über den Status der Internetverbindung sowie der einzelnen WLAN-Frequenzen und LAN-Anschlüsse.
Der Router lässt sich per Browser oder Netgear-App einrichten - ganz ohne Risiko, denn das WLAN ist ab Werk verschlüsselt. Die passenden Informationen stehen auf der Unterseite des Router-Gehäuses, ebenso wie die Anmeldinformationen für das Router-Menü: Die sind allerdings derart generisch (Benutzername: „admin“, Passwort: „password“), dass der RAX70 bei der ersten Anmeldung sinnvollerweise fordert, ein neues Passwort anzulegen. Die rasche Einrichtung schließt der Router ab, indem er prüft, ob ein Update für die Firmware verfügbar ist und es gegebenenfalls sofort installiert.
Bequem einrichten per App
Noch schneller geht die Einrichtung per App: Sie benötigt allerdings Standortdienste, außerdem müssen Sie dafür ein Konto bei Netgear einrichten. Das erlaubt immerhin eine Anmeldung per Einmalpasswort, Zwei-Faktor-Authentifizierung unterstützt die App ebenso wie die Anmeldung per Touch. Praktisch: Per Scan des QR-Codes am Router-Gehäuse weiß die App sofort, um welches Router-Modell es sich handelt. Anschließend leitet sie Schritt für Schritt durch Anschluss und Einrichtung.

© Thomas Rau
Anders als die meisten anderen Wi-Fi-6-Router zeigt der RAX70 ab Werk alle drei WLANs mit unterschiedlichen SSIDs. Wollen Sie für ein Mesh-WLAN oder die Client-Verbindung per Band-Steering die drei Funknetze unter einem gemeinsamen Namen und mit einem Passwort zusammenfassen, aktivieren Sie „Smart Connect“ - worauf der RAX70 auch beim Einrichten hinweist.
Wi-Fi 6 und MU-MIMO aktiviert der Netgear Nighthawk RAX70 bereits ab Werk. Für die optimale WLAN-Verbindung müssen Sie aber trotzdem etwas Nacharbeit leisten und die 160-MHz-Kanalbandbreite im Menü einschalten. Erst dann sind bis zu 4800 MBit/s über die höheren 5-GHz-Kanäle möglich - allerdings nur theoretisch, da es dazu notwendige Wi-Fi-6-Clients mit vier MIMO-Streams noch nicht gibt.
In der Praxis sind also wie mit unserem Test-Notebook Lenovo Legion 5 Pro beim RAX70 zwei MIMO-Streams bei 160-MHz-Kanalbandbreite möglich, was maximal 2402 MBit/s ermöglicht. Um die oberen 5-GHz-Kanäle nutzen zu können, unterstützt der Netgear-Router DFS (Dynamic Frequency Selection). Allerdings fehlt ein Hinweis, dass und wie lange dieses WLAN nicht verfügbar ist, wenn der Router zum Beispiel nach einem Neustart nach bevorzugten 5-GHz-Nutzern sucht.
Im zweiten 5-GHz-WLAN auf den unteren Kanälen schafft der Router bis zu 1,2 GBit/s mit zwei MIMO-Streams und 80-MHz-Kanälen. Über 2,4 GHz sind bis zu 574 MBit/s drin.
Ein wenig Aufmerksamkeit ist bei der WLAN-Verschlüsselung gefordert: Der RAX70 unterstützt nur WPA2 oder WPA3 - der Transition-Modus, der beide Verschlüsselungsverfahren zulässt, lässt sich nicht einstellen. Wenn Sie aus Sicherheitserwägungen deshalb WPA3 aktivieren, kann es vorkommen, dass sich einige Geräte nicht verbinden können, weil sie den neuen Sicherheitsstandard noch nicht unterstützen.

WLAN-Test: Der Router wird ausgebremst
Beim Test über die 5-GHz-Frequenz zeigt sich der Netgear Nighthawk RAX70 sehr leistungsfähig - bremst sich allerdings selbst aus: Auf kurze Entfernung schaufelt er rund 950 MBit/s zum Test-Notebook, sowohl über die hohen wie die niedrigen 5-GHz-Kanäle. Es ginge sicherlich mehr, aber der Gigabit-LAN-Anschluss am anderen Ende des Testaufbaus bremst das WLAN aus.
Statt deshalb einen LAN-Port mit 2,5-Gbit-Tempo einzubauen, setzt Netgear beim RAX70 allerdings auf Link Aggregation. Die Ports LAN1 und LAN2 lassen sich dann zu einem logischen Anschluss zusammenfassen: Sitzt am anderen Ende der LAN-Verbindung ebenfalls ein Gerät mit Link Aggregation, zum Beispiel ein NAS-System oder ein PC mit zwei Netzwerkkarten, kann die summierte Bandbreite über 1 GBit/s liegen, wenn darauf mehrere Geräte gleichzeitig zugreifen. Für ambitionierte Netzwerker mit größeren Netzwerken, etwa Selbständige oder kleine Unternehmen, kann das Sinn machen. Für den privaten Einsatz ist Link Aggregation aber meist zu kompliziert und zu teuer.

Per Link Aggregation kann der Netgear Nighthawk RAX70 auch einen Internetanschluss über der Gigabit-Grenze nutzen: Der vierte LAN-Port lässt sich zum WAN-Port umwidmen, sodass dem Router dann zwei Internetanschlüsse zur Verfügung stehen. Mit knapp 200 MBit/s erzielt der Netgear-Router beim Test über 2,4 GHz auf kurze Distanz ein gutes Ergebnis.
Beim Langstrecken-Test kann der RAX70 diese Leistung nicht bestätigen: Über die oberen 5-GHz-Kanäle erzielt er knapp 80 Mbit/s, was ebenso mittelmäßig ist, wie die rund 40 MBit/s über die unteren 5-Ghz-Kanäle. Auch das Ergebnis von 20 Mbit/s beim 2,4-GHz-Test kann nicht begeistern.
Positiv ist dagegen die geringe Leistungsaufnahme: 12,5 Watt bei der Übertragung und rund acht Watt im Ruhezustand sind für einen Tri-Band-Router recht niedrige Werte.

Test der USB-Datenrate
Mithilfe seines USB-3.0-Ports wird der Netgear-Router zum NAS-System: Auf einen daran angeschlossenen USB-Speicher können anderen Netzwerkgeräte per SMB, http und FTP zugreifen - mithilfe der beiden letzteren Protokolle auch übers Internet, wobei das Passwort des Router-Menüs zur Authentifizierung dient. Der RAX70 versteht sich auf USB-Speicher mit den Datensystemen FAT, NTFS, ext 2/3/4 und HFS(+).
Im Test erzielt er mit einer externen SSD Transferraten zwischen 85 und 100 MB/s: Das geht für den gelegentlichen NAS-Einsatz in Ordnung - mit einem 2,5-Gbit-Port wäre aber mehr drin gewesen.

Einrichten und steuern können Sie den Netgear-Router über ein übersichtlich aufgebautes Menü: Es bietet alle grundlegenden Einstellungen im Kapitel „EINFACH“ und alle Optionen unter „ERWEITERT“. Alle wichtigen Funktionen sind vorhanden. Als Extra bietet der RAX70 ein Gast-Netzwerk für jede der drei unterstützten Frequenzen - allerdings mit einem möglichen Sicherheitsrisiko bei der Einstellung: Sie können wie bei anderen Routern erlauben, dass sich die Geräte im Gast-WLAN untereinander kontaktieren dürfen. Wenn Sie dies beim RAX70 tun, haben die Besucher allerdings auch Zugriff auf Ihr Heimnetz.
Bei den Einstellungen für Quality-of Service will der Netgear-Router Ihnen Arbeit abnehmen: Über eine Datenbank kann er bestimmte Dienste und Anwendungen bevorzugen und ihnen eine größere Internet-Bandbreite automatisch zuweisen. Außerdem können Sie den Router als VPN-Client und als VPN-Server für OpenVPN einsetzen.
In der App finden sich deutlich weniger Menüeinstellungen als im Browser-Menü. Dafür gibt es dort zusätzliche Optionen, die vor allem für den mobilen Einsatz interessant sind: Zum Beispiel lässt sich ein WLAN-Passwort per QR-Code teilen, eine Zeitbeschränkung fürs Gast-WLAN einrichten sowie Tempo und Signalstärke testen. Über den Netgear-Dienst Anywhere Access bekommen Sie per Fernzugriff auf die Router-Einstellungen.
In der App können Sie auch Netgear Armor aktivieren - eine Sicherheits-Software von Bitdefender für den Router. Nach einem 30-tägigen Testbetrieb kostet sie 100 Euro. Enthalten sind darin auch Bitdefender-Schutzprogramme für Heimnetzgeräte wie PC und Smartphone. Netgear Armor führt unter anderem eine Schwachstellenanalyse des Netzwerks durch, überwacht die aktiven Geräte auf Sicherheitslücken und warnt, wenn sich ein unbekanntes Gerät neu verbindet.
Netgear Nighthawk RAX70 |
Testergebnisse |
---|---|
Firmware |
1.0.12.114 |
WLAN-Tempo in MBit/s: 5 GHz, kurze Distanz (obere Kanäle) |
948 |
WLAN-Tempo in MBit/s: 5 GHz, lange Distanz (obere Kanäle) |
75 |
WLAN-Tempo in MBit/s: 5 GHz, kurze Distanz (untere Kanäle) |
946 |
WLAN-Tempo in MBit/s: 5 GHz 2, lange Distanz (untere Kanäle) |
36 |
WLAN-Tempo in MBit/s: 2,4 GHz, kurze Distance |
197 |
WLAN-Tempo in MBit/s: 2,4 GHz, lange Distanz |
20 |
Leistungsaufnahme in Watt (1x LAN, 1x WLAN, keine Übertragung) |
8 |
Leistungsaufnahme in Watt (WLAN-Übertragung über 5 GHz) |
12,5 |
NAS-Transferrrate in MB/s (Lesen, 400 MB) |
85 |
NAS-Transferrate in MB/s (Schreiben, 400 MB) |
100 |
Latenz in Millisekunden: Durchschnitt über 5 Messungen |
14 |
Netgear Nighhawk RAX70 |
Ausstattung |
---|---|
WLAN-Standard |
Wi-Fi 6 |
Frequenzen |
2x 5 GHz / 2,4 GHz |
max. Tempo in MBit/s |
4804 / 1201 / 574 |
max. Kanalbandbreite |
160 MHz |
MIMO-Streams |
4x4 / 2x2 / 2x2 |
MU-MIMO |
ja |
Mesh-Unterstützung |
ja |
DFS |
ja |
Modem |
- |
LAN |
4x Gigabit (Link Aggregation möglich) |
WAN |
1x Gigabit (Link Aggregation möglich) |
USB |
1x USB 3.0 |
Telefon |
- |
DECT |
- |
Tasten |
LED, Strom, WLAN, WPS, Reset |
LEDs |
Strom, Internet, 3x WLAN, 4x LAN-Ports, USB |
Lieferumfang |
Kurzanleitung, Netzteil (42 Watt), LAN-Flachbandkabel (2m) |
Garantie |
2 Jahre |
https://ift.tt/eLXOzQT
Technik
Bagikan Berita Ini
0 Response to "Netgear Nighthawk RAX70 im Test: WLAN-Router mit Tri-Band-Technik - PC-WELT"
Post a Comment