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Dachau: Einblicke in eine hochsensible Technik - Merkur.de

Die Tennet-Schaltleitung in Dachau kontrolliert rund um die Uhr den Stromfluss in Süddeutschland.

In Dachau befindet sich die Zentrale der Unternehmen Tennet und Bayernwerk, die für Süddeutschland und Südbayern alle Stromtrassen kontrollieren.

Dachau – Das Gelände liegt etwas abseits von den großen Straßen, was die Bedeutung nicht schmälert. In Dachau befindet sich die Zentrale der Unternehmen Tennet und Bayernwerk, die für Süddeutschland und Südbayern alle Stromtrassen kontrollieren. In Zeiten, in denen sich Menschen Sorgen um kritische Infrastrukturen machen, zeigten die beiden Unternehmen jetzt ihre komplexe und für das öffentliche Leben extrem wichtige Arbeit.

Der befürchtete Blackout kann nicht so schnell kommen

Die beiden Partner haben verschiedene Stromnetze, die vergleichbar sind mit Straßen und Verkehrswegen. Hochspannung-Gleichstrom und Höchstspannung stehen für Flugrouten und Autobahnen mit dem für ganz Deutschland zuständigen Betreiber Tennet. Darunter kommen dann Hochspannung (im Straßennetz vergleichbar mit Bundesstraßen), Mittelspannung (entspräche den Landstraßen) und Niederspannung (Ortsstraßen), die Bayernwerk in fünf von sieben bayerischen Regierungsbezirken – mit Ausnahme von Schwaben und Mittelfranken – kontrolliert.

Bei einem Medientermin vergangene Woche zeigten die beiden Partner in der Schaltzentrale Dachau, Robert Fuchs als Leiter der Tennet-Schaltleistung Dachau, und Wolfgang Teuber, bei Bayernwerk Leiter Systemführung, dass der von Laien befürchtete Blackout so schnell nicht zustande kommen könne. Beide betonten die Sicherheit des Stromtransportes, während die Erzeugung die Aufgabe der Politik sei.

Nach Ereignissen wie den Anschlägen auf Gas-Pipelines in der Nordsee oder das norddeutsche Bahnsystem wird das auch beim Strom befürchtet. Der Blick in die 24 Stunden am Tag besetzten Schaltzentralen verdeutlicht aber, dass das nicht so einfach ist. Robert Fuchs deutete im Tennet-Bereich auf einen riesigen Monitor, der das europäische Elektrizitätsnetz zeigt. Dort sieht man mit genauen Zahlen, wie viel Strom Deutschland und Polen produzieren, exportieren und wie viel Frankreich importieren muss. Im westlichen Nachbarland werden derzeit Leitungen zu vielen Atomkraftwerken saniert, und wenn die wieder in Betrieb gehen, kann der Strom schnell wieder in andere Richtungen fließen. Diese Tafel zeigt deutlich, dass das Stromnetz keine deutsche Frage ist, sondern eine europäische.

In der Schaltzentrale wird rund um die Uhr gearbeitet

Bei Sicherheitsfragen zum Netz werden die Experten schmallippig. Man befinde sich mit Sicherheitsbehörden in Gesprächen, und die Karten über Netze, Knotenpunkte oder Trafostationen unterliegen höchster Geheimhaltung. Bei einer Führung zeigten die Strom-Transportierer aber, dass ein Angriff wie beim Funk der Bahn so nicht funktionieren kann. Dort wurde das Funknetz mit durchtrennten Leitungen gestört. Der Strom aber könne bei einer nicht funktionierenden Leitung über andere Trassen zum Endverbraucher gebracht werden, so Fuchs.

In der Tennet-Schaltzentrale arbeiten rund um die Uhr vier Personen, die den Stromfluss kontrollieren, minutenaktuell informiert werden über den Windkraftstrom aus der Nordsee oder die Erzeugung deutschlandweiter Solaranlagen. Was die erneuerbaren Energien nicht liefern, ordert man an der Strom-Börse oder beim bayerischen Atomkraftwerk Isar 2. Dachau hat quasi eine Standleitung zu dem Strom-Erzeuger in Niederbayern.

Eine Etage tiefer befindet sich die Zentrale des Bayernwerkes, in der die Stromtrassen für Südbayern kontrolliert werden. Dort arbeiten die Ingenieure auf riesigen Monitoren in der Zukunft. Immer wieder wird berechnet, was die Folgen sind, wenn die Stromleitung vom Ort X zum Ort Y ausfällt. Durch Umleitungen werden bestimmte Trafostationen dann mehr belastet, und wenn diese kurzfristige Belastung die 130 Prozent erreicht, dann geht gefühlt die rote Lampe an. Dann werden schon Pläne B und C geschaltet für den Fall, dass eine voll intakte Leistung ausfallen könnte.

„Unsere heilige Kuh ist die Formel n minus Eins“, sagt Robert Fuchs und auch in der Bayernwerk-Zentrale ist das die Arbeitsformel. Das ‚n’ steht für Knotenpunkte und Faktoren. Wenn einer ausfällt – beispielsweise bei Blitzeinschlag – muss das Netz das verkraften ohne Konsequenzen für den Strom-Endnutzer. Deshalb werden in Dachau rund um die Uhr Probleme gelöst, die es noch gar nicht gibt und die sich auch noch nicht ansatzweise andeuten.

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