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vonClemens Dörrenberg
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Mit satirischen Aktionen, sachlichen Informationen und spielerischen Aktionen verabschieden sich Bürger und Bürgerinnen und die Politik vom gesperrten Mainkai. Bald rollen wieder die Autos – aber Proteste sind bereits angekündigt.
Am Montagabend weht eine kühle Brise am Mainufer, der Herbst kündigt sich an. Befürwortern der Sperrung des Mainkais für den motorisierten Verkehr – die Mehrheit in Frankfurt – dürfte es schon frostig zumute sein. Einen Abend vor Wiederöffnung der dreispurigen Straße zwischen Untermain- und Alter Brücke und gut ein Jahr nach deren Sperrung endet das Verkehrs-Experiment der Römer-Koalition von SPD, CDU und Grünen.
An Ampeln und Schildern hängen Botschaften wie: „Diese Koalition hat’s halt drauf: Endlich wieder Schwerverkehr am Mainkai“. Auf einer fiktiven Traueranzeige ist zu lesen: „Leben am Mainkai *Juli 2019 – †September 2020“. Ein Mann räumt mit einem Hubwagen ein gelb lackiertes Hochbeet zur Seite, in dem ein Quittenbaum wächst. Auf Höhe Untermainkai spielt eine Gruppe, die ihre Velos und Lastenräder am Uferweg abgestellt haben, das schwedische Holzfiguren-Spiel „Kubb“.
Neben einer Aktion von der Partei „Die Partei“, die nach Mitternacht den Auto- und Motorradverkehr begrüßen will und gewohnt satirisch ein Tempolimit von 100 Stundenkilometern in der Stadt fordert, haben die Grünen einen Pavillon zwischen Historischem Museum und Eisernem Steg aufgebaut. Dort stellen sie bei der „Main-Kai-Night“ alternative Verkehrskonzepte vor. Für neuralgische Punkte in der Innenstadt, etwa an der Berliner Straße, am Karlsplatz im Bahnhofsviertel, Baseler Platz, Goetheplatz und Roßmarkt sowie Weißadlergasse haben sie Entwürfe aufgehängt. „Wir wollen neue Straßenbahnlinien bauen“, sagt Wolfgang Siefert, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen. Durch Sachsenhausen etwa die Darmstädter Straße hinauf oder die Schweizer Straße entlang über den Reuterweg zur Goethe-Uni sollen Trambahnen fahren, stellt er in Aussicht. Seine Parteikollegin, Ursula auf der Heide, klimapolitische Sprecherin im Römer, sagt: „Express-Buslinien, die Pendler schnell hierher und wieder wegbringen, müssen eingerichtet werden“. Busse müssten im engen Takt verkehren, sodass Fahrgäste einfach losgehen und einsteigen könnten, ohne auf Fahrpläne achten zu müssen.
Anfangs sind es ein paar Dutzend, im Laufe der Veranstaltung gesellen sich mehr Menschen dazu, teils zu Fuß, teils mit Rädern. 50 bis 60 hören schließlich zu. Michaela Klinkel und Timm Nüchter sind in Radlermontur vorbei gekommen. Das Paar aus Unterliederbach hat den gesperrten Mainkai die vergangenen 13 Monate über genutzt, um aus dem Westen zu seinen Arbeitsplätzen im Nord- und Ostend zu kommen. „Nach der Arbeit haben wir uns hier immer getroffen“, so Klinkel. Heute hätten sie noch etwas im Main-Café, das direkt an der Straße liegt, getrunken. „Das hat jetzt seinen Reiz verloren“, sagt die 52-Jährige im Hinblick auf die Öffnung für den Kraftfahrzeugverkehr. „Traurig und wütend“ sei sie, dass Chancen von der Politik versäumt worden seien, die Sperrung zu verlängern. „Wir sind Fans der Sperrung und wollten heute zum letzten Mal den freien Radverkehr genießen“, sagt Nüchter. Weiter sagt der 53-Jährige: „Die Diskussion der letzten Wochen gibt mir Hoffnung, dass es doch noch ein weiter greifendes Konzept, auch für die ganze Stadt, gibt“. Das sei nötig. Andere Städte wie, London, Mailand oder Paris würden mit innovativen Verkehrskonzepten davon ziehen, glaubt das Paar.
September 01, 2020 at 01:59AM
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Tempo 100 in der Stadt gefordert - fr.de
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