Stand: 27.01.2021 23:05 Uhr
Drama um Boris Herrmann bei der Vendée Globe: Der Hamburger Skipper kollidierte bei der Solo-Weltumseglung kurz vor dem Ziel mit einem Fischerboot.
Der 39-Jährige kämpfte im Showdown der härtesten Solo-Regatta des Segelsports um seinen historischen Podestplatz, als er knapp 90 Seemeilen vor dem Ziel von der folgenschweren Kollision ausgebremst wurde. Herrmann blieb unverletzt, verlor aber viel Zeit - die Schäden an seinem Boot ließen nur eine deutlich geringere Geschwindigkeit zu. Theoretisch wäre auch der Sieg noch möglich gewesen. Doch alle Chance waren nach dem Zwischenfall dahin.
"Das ist eine Katastrophe. Das Schlimmste, was einem passieren kann. Aber er ist der Sieger der Herzen. Dass er daran teilgenommen hat, dass er uns alle mit auf See genommen hat, das ist eine gigantische Leistung." Hochsee-Profi Tim Kröger
Dalin als Erster im Ziel - aber wohl nicht der Sieger
Zuvor hatte der Franzose Charlie Dalin am Mittwochabend als Erster das Ziel vor Les Sables-d'Olonne erreicht. Ob der 36-Jährige, der 80 Tage und 6:15,47 Stunden benötigte, auch über den Sieg bei der Regatta einmal um die Welt jubeln darf, steht aber aufgrund von anzurechnenden Zeitgutschriften bei drei Kontrahenten, darunter auch Herrmann, noch nicht fest.
Nach 50.000 Kilometern voller Entbehrungen auf den Weltmeeren, nach einem Kampf gegen die Einsamkeit und mit Wetterkapriolen, sollten Nuancen über den Sieg und die Spitzenplätze des prestigeträchtigen Rennens entscheiden. Herrmann (6:00 Stunden) sowie den Franzosen Yannick Bestaven (10:15) und Jean Le Cam (16:15) standen womöglich ausschlaggebende Zeitbonifikationen für die Rettungsaktion des schiffbrüchigen Kevin Escoffier zu. Dies hätte den ersten deutschen Teilnehmer an der Vendée Globe in eine ausgezeichnete Position versetzt.
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So oder so ein Riesenerfolg für Herrmann
Von Stunde zu Stunde wuchs die Spannung. Auch Klimaaktivistin Greta Thunberg, die von Herrmann 2019 über den Atlantik nach New York gebracht worden war, verfolgte das Finale. "Ein wahrer Held" sei Herrmann, schrieb die 18-Jährige bei Twitter. Herrmann, für den die Regatta unabhängig von der Platzierung und dem Drama kurz vor Schluss ein Riesenerfolg ist, ging aufgeregt in die finalen Stunden der größten Herausforderung seines Lebens. "Es ist aufregender, als ich es will oder brauche", sagte er: "Ich bin wie ein Kind an Weihnachten. Ich weiß nicht, ob ich jemals so aufgeregt gewesen bin."
Wiedersehen mit der Familie
Die Spitze hatte für den finalen Abschnitt des Rennens unterschiedliche Routen gewählt. Herrmann folgte dem führenden Dalin auf seinem östlichen Weg, während unter anderem Bestaven auf die Winde weiter im Norden setzte und von Zwischenzeit zu Zwischenzeit der Spitze näher kam. Herrmann fieberte dem Ende des langen Rennens entgegen, nicht allein getragen von der Aussicht auf eine starke Platzierung. "Einige Freunde und meine Frau sind bereits in Les Sables-d'Olonne", sagte er. Und auch, dass er sich unheimlich auf seine kleine Tochter freut. Das - wenn auch nun etwas verzögerte - Wiedersehen nach 80 Tagen auf See dürfte ein Trost für Herrmann sein, der trotz des späten Rückschlags bei seinem fantastischen Vendée-Globe-Debüt deutsche Segel-Geschichte geschrieben hat.
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