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Die Lehren des 27. Spieltags:Der FC Bayern ist eine Belastung für die Liga - n-tv NACHRICHTEN

Am oberen Ende der Bundesliga ist alles wie immer. Und das ist ein Problem. Der "Normalfall" des FC Bayern ist zu viel für die Konkurrenz. In Dortmund mangelt es an Gegenwehr, der Kampf gegen den Abstieg bleibt dramatisch. Und dann ist da ja noch Berlin.

Dortmund nimmt die Katastrophe hin

Als Kapitän soll Marco Reus seine Mannschaft eigentlich anführen. Doch gegen Eintracht Frankfurt schien seine Auswechslung sinnbildlich für den Zustand von Borussia Dortmund. In der 80. Minute schlich er beim Stand von 1:1 mutmaßlich missmutig vom Feld, ein Kapitän wird eben ungern ausgewechselt, Trainer Edin Terzic nannte die Reaktion auf Nachfrage "menschlich". Zum Sinnbild wird sie aber, weil diese Selbstaufgabe in die Situation für große Teile der Borussia-Profis zu gelten scheint.

Ein Aufbäumen gegen das Nicht-Erreichen ist vor allem bei Erling Haaland zu erkennen, der sich die Haare raufte, die Arme in die Luft warf, insgesamt allerdings zunehmend verzweifelt wirkt. Wegen der Aussicht, bestenfalls Europa League zu spielen. Sofern er beim BVB bleibt, denn Interessenten gibt es mehr als genug für den 20-Jährigen, der in der laufenden Liga-Saison mehr Tore (21) erzielt hat als die fünf nächstbesten Dortmunder (Sancho, Hummels, Guerreiro, Reus, Reyna) zusammen (19).

Mats Hummels bezeichnet das voraussichtliche Verpassen der Champions League als "Katastrophe" mit "finanziellen Konsequenzen", die so aussehen könnten, dass "man einen verkaufen muss, den man halten will". Das wäre dramatisch für die Borussia, besonders wenn es sich dabei um Haaland handelt, der viele Probleme mit seiner Chancenverwertung und seinem Arbeitseifer überdeckt. Die Reus'sche Lethargie, sinnbildlich nicht nur für ihn, bliebe dem BVB dagegen erhalten.

Der Abstiegskampf bietet tragische Dramaturgie

Er ist der "Hunter", natürlich gibt er nicht auf. Einer der besten Torschützen der Schalker Vereinsgeschichte und nun auch der älteste: mit 37 Jahren und 234 Tagen löste Klaas-Jan Huntelaar Ex-Torwart Oliver Reck ab, der im Februar 2002 bei seinem Tor 36 Jahre und 347 Tage alt war. "Natürlich ist der Glaube da - jeden Tag, jedes Spiel", sagte der Stürmer dem ZDF. Nur zur weiteren Info: Den Glauben an den Nichtabstieg meinte der Niederländer. Der brutale Sturz in die Zweitklassigkeit scheint trotz Huntelaars Optimismus nach erneuten null Punkten für Schalke allerdings tragischerweise nicht mehr zu vermeiden.

Vor dem Revierklub spitzt sich dafür ein äußerst spannender Abstiegskampf zu. Weil Mainz (25 Punkte) und Bielefeld (23) sich die Zähler teilten, konnte sich keines der Kellerkinder absetzen, ebenso wenig wie Hertha (25) mit dem einen Auswärtspunkt im Stadtderby. Auch Hoffenheim (30) und Werder (30) sind noch nicht komplett raus aus dem Tabellensumpf der unteren Gefilde.

Der 1. FC Köln (23) verlor unglücklich beim Tabellendritten aus Wolfsburg und Trainer Markus Gisdol bekam keine Job-Garantie mehr bis zum Saisonende, sondern nur bis zum nächsten Spiel. Dabei geht es dann um alles: Am nächsten Sonntag duelliert der Effzeh sich ausgerechnet mit Tabellennachbar Mainz 05. Es bleibt also höchst spannend.

Der Flankengott und sein Verwerter

Satte 209 Flanken schlug Filip Kostic in der vergangenen Saison für Frankfurt. Liga-Spitzenwert. Auch dieses Jahr liegt die Eintracht dank des Flügelflitzers in dieser Statistik ganz weit vorne (351 Flanken, nur der FC Bayern hat mehr). Und eigentlich weiß jede Verteidigung der Bundesliga, wer die Flugbälle Kostic' verwerten soll. André Silva nämlich. Nur trotz dieses Wissens kann kaum eine Defensive etwas gegen diese Kombination tun. Auch der BVB war am Samstag mal wieder heillos überfordert. Silva hatte mehrere gute Möglichkeiten nach Hereingaben und vollendete schließlich eine späte Kostic-Flanke zum 2:1-Siegtreffer. Es war sein 22. Saisontor (von insgesamt 55 Frankfurter Treffern), damit hat er nun eines mehr als Erling Haaland.

Und ähnlich wie der BVB um Haaland zittern muss, nun, da die Qualifikation für die Champions League passé erscheint, darf die Eintracht hoffen, den portugiesischen Tor-Garanten zu halten über das Saisonende hinaus. Denn die Chancen auf die erste Teilnahme an der Königsklasse überhaupt stehen äußerst gut. Sieben Punkte Vorsprung haben die Hessen nun schon auf Dortmund und Wolfsburg. "Dass wir eine unglaublich historische Chance haben, das ist für mich aktuell das Wichtigste", sagte so auch Adi Hütter nach dem Sieg. Flankengott und -Verwertungsgott Kostic und Silva sei Dank.

Der 1. FC Union ist die Nummer 1 in Berlin

Dortmund gegen Schalke, Hamburg gegen St. Pauli, früher Bayern gegen 1860 München - ein solches Prestige hat das Berliner Stadtderby längst nicht. Zu weit entfernt waren lange die Fußball-Realitäten von Hertha BSC und 1. FC Union. Und sie sind auch nach dem wenig anschaulichen 1:1 am Sonntagabend auch noch weit voneinander entfernt. Wenig zumindest anschaulich für die, die es nicht mit (zu) körperlichem Spiel halten. "Das war überhaupt nicht okay", sagte Hertha-Trainer Pal Dardai direkt nach Abpfiff bei Sky, er war unzufrieden. Und hielt die Punkteteilung dennoch für einen "Fortschritt".

Denn "früher haben wir solche Spiele verloren", so Dardai, der die neureiche Hertha davor bewahren soll, künftig zweitklassig zu sein. Der Übungsleiter verdeutlicht so unfreiwillig die aktuellen Ansprüche bei den West-Berlinern, schon vorher hatte er der "Berliner Morgenpost" gesagt: "Es ist neues Geld in den Verein gekommen und es wurde investiert, aber der Automat hat nicht das ausgespuckt, was man sich vorgestellt hat." Denn, auch das sagte Dardai der Zeitung, die Hauptstadt habe "einen Teufelskreis", der beim BSC in der Frage münde: "Warum spielt Hertha nicht in der Champions League?"

Europapokal, das ist derzeit etwas, was beim 1. FC Union bald Realität werden könnte. Die Köpenicker liegen 14 Punkte vor Hertha auf Platz sieben, der theoretisch schon zur neuen Europa Conference League reichen könnte. Allerdings nur, wenn Union die Liebe zu Unentschieden überwindet. Das 1:1 gegen Hertha war nämlich bereits die fünfte Punkteteilung im zehnten Rückrundenspiel. Sonst bleibt am Ende "nur", sich nach einer starken Debütsaison im zweiten Bundesliga-Jahr noch einmal deutlich verbessert zu haben.

Der FC Bayern ist eine Belastung

Julian Nagelsmann hatte das schon richtig erfasst. "Wir brauchen nicht drum herumreden, das Thema ist im Normalfall erledigt", sagte der Trainer von RB Leipzig, dessen Mannschaft gerade 0:1 verloren hatte gegen den FC Bayern. Der nun wiederum mit sieben Punkten Vorsprung die Liga anführt und unausweichlich auf seine neunte Meisterschaft in Serie zusteuert.

"Normalfall" ist daher das perfekte Wort, denn eine Nicht-Bayern-Meisterschaft wäre inzwischen eine Abkehr von der Norm. Die Münchner sind so viel besser als der Rest der Liga, es gibt mittlerweile Drittklässler, die noch nie erlebt haben, dass nach dem 34. Spieltag NICHT der FC Bayern deutscher Meister ist. Für den Rest der Liga wiederum bedeutet das eine Belastung, dessen bester Ausgang ein zweiter Platz ist.

Das erlebt nun auch der von einem österreichischen Brause-Milliardär mit rechtspopulistischen Ausfällen in die europäische Spitzenklasse gekaufte Klub in Leipzig. In den entscheidenden Spielen, wie eben jenem am Samstagabend, tritt der FC Bayern nicht nur effektiv auf, sondern höchst motiviert, zielstrebig - und in den allermeisten Fällen erfolgreich. Trainer Hansi Flick, seit 17 Monaten und 6 Titeln verantwortlich beim Rekordmeister, berichtete anschließend: "Wir haben uns gesagt: Das ist für uns ein Endspiel." Und die gewinnt dieser FC Bayern derzeit eben immer.

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