Marcel Proust, am 10. Juli 1871 in Paris geboren, war Schriftsteller und Salonlöwe. Oder besser: erst Salonlöwe, dann Schriftsteller. Er vergötterte den Faubourg Saint-Germain, die Welt der Pariser Aristokratie. Als hingebungsvoller Gesellschaftsbeobachter hat er in den Salons das Material gefunden, das er dann umgewandelt hat zu seinem siebenbändigen Romanzyklus "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit". Gesundheitlich immer schon schwächelnd, verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens im Bett, in einem Zimmer, das durch Kork gegen Außenlärm abgeschirmt war, und schrieb an seinem Hauptwerk, das das Leben des Erzählers von seiner Kindheit in dem Dorf Combray über die Welt der Salons bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs umfasst. Kann die Erinnerung das vergangene Leben noch einmal wiederauferstehen lassen? Diese zentrale Frage verdichtet "À la recherche du temps perdu" am Beispiel der berühmten Madeleine: Als der Erzähler eine Madeleine, ein süßes Gebäck in Form einer Jakobsmuschel, in eine Tasse Lindenblütentee tunkt, um dann davon abzubeißen, hat er durch diese Geschmackssensation einen Erinnerungsflash, der ihn zurückversetzt in die Tage seiner Kindheit in Combray, wo er immer genau auf diese Art eine Madeleine gegessen hatte. Proust starb 1922. Die ersten drei Bände der "Recherche" erschienen noch zu seinen Lebenszeiten, die folgenden Bände posthum.
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