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Radolfzell: Vögel mithilfe von Technik vor Katzen schützen? Radolfzeller Forscher kommen diesem Ziel immer näher - SÜDKURIER Online

Es ist ein Projekt, das Wildtiere schützen und zugleich mehr wissenschaftliche Erkenntnisse über Hauskatzen sammeln soll: Am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologe im Radolfzeller Ortsteil Möggingen läuft derzeit eine Studie, bei der das Verhalten von Freigängerkatzen untersucht wird. Das Ziel: Das Jagdverhalten der Tiere erfassen und damit Beutetiere wie Vögel zu schützen. Denn die sind laut Naturschützern stark durch die kleinen Jäger bedroht. Laut NABU gehen grobe Schätzungen jährlich von 200 Millionen durch Katzen getöteten Vögeln in Deutschland aus.

Im Sommer 2021 hatte der SÜDKURIER mit dem Forscher Michael Quetting über das Vorhaben gesprochen. Seither ist viel passiert, das Forscherteam hat mit dem Projekt einen guten Schritt nach vorne gemacht.

Schon Daten von 70 Katzen gesammelt

„Wir haben durch Training wahnsinnig dazu gelernt, die Daten zu interpretieren“, sagt Michael Quetting. Außerdem habe sich die Anzahl der Katzen, die im Rahmen der Studie untersucht werden, stark vergrößert. „Ich habe eine riesige Teilnehmerliste“, freut sich der Forscher. Bis Anfang Juli hätten 70 Katzen mitgemacht.

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Dazu würden den Besitzern sogenannte Cattracker-Halsbänder zugeschickt, die aufzeichnen, wo die Katzen sich aufhalten und auf welche Art sie sich bewegen – also ob sie springen, sprinten oder auf dem Boden kauern. Erfasst wird das per GPS-Signal und Bewegungssensor. Weil damit jede Menge hochauflösende Daten verarbeitet werden müssen, halte die Batterie auch nur 24 Stunden, erklärt Quetting. So lange seien die Katzen also unterwegs, ehe ihre Besitzer die Halsbänder wieder an das Max-Planck-Institut zurückschicken.

Katzen jagen mehr Mäuse als Vögel

Das Team werte die Daten im Anschluss aus – und habe auch schon erste Erkenntnisse gewonnen. „Was wir an den Daten schon sehen können, ist, dass Katzen eher Mäuse als Vögel jagen“, so Michael Quetting. Er betont zwar, Katzen seien durchaus eine Gefahr für Wildvögel. Aber sie würden sie eben nicht hauptsächlich ins Visier nehmen. Das bestätigt die Beobachtungen, die Quetting schon 2021 bei seiner eigenen Katze gemacht hatte.

Erkennen lässt sich das, weil die Bewegungsmuster der Katzen abhängig von ihrem Beutetier anders aussehen: Jagen sie Mäuse, würden sie erst in Hockposition lauern und dann losspringen. Bei Vögeln würden sie sich jedoch anschleichen und dann lossprinten.

Katzen und Wildtiere sollen koexistieren können

Ziel des Forscherteams ist es, ein Halsband zu entwickeln, das nicht nur die Bewegungen der Katzen erkennt, sondern auch noch einen Warnton ausstößt, sobald die Katzen zu jagen beginnen. Dadurch würden die Tiere bei ihrem Vorhaben gestört und der Tod von Wildtieren verhindert werden.

Übrigens nicht nur der von Vögeln – „es geht uns eher um den Schutz der gesamten Beutetiere“, so Quetting. „Durch das Gerät könnten wir die Wildtierpopulation schützen und es der Katze gleichzeitig ermöglichen, nach draußen zu gehen.“

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Denn so mancher Tierschützer fordert ein Freigangverbot für Katzen während der Brutzeit. Im baden-württembergischen Walldorf ist das jüngst sogar umgesetzt worden – Mitte Mai wurde dort eine Ausgangssperre für Katzen rund um den Walldorfer Südpark verhängt, um die bedrohten Haubenlerche zu schützen.

Mit dem Gerät der Forscher soll das verhindert werden können. An der Umsetzung arbeitet das Team aber noch. „Wir sind gerade dran, die künstliche Intelligenz zu trainieren“, gibt Michael Quetting Auskunft. Den Ton könne das Gerät aber schon abgeben. Quetting ist zuversichtlich, die Arbeiten schon bald abgeschlossen zu haben: „Wir werden das noch in diesem Jahr schaffen.“

Es gibt noch viele andere Einsatzmöglichkeiten

Tatsächlich enden dort die Möglichkeiten der Studie aber noch nicht. Laut Michael Quetting gebe es noch viele andere Dinge, für die die Technologie der Cattracker-Halsbänder verwendet werden könnten. Zum Beispiel könnten Bereiche, die für Katzen tabu sein sollen, mit Sensoren ausgestattet werden. Diese würden dann am Halsband einen Signalton auslösen, wenn die Tiere zu nahe kommen, und sie damit fern halten. So könnte etwa verhindert werden, dass Katzen Sandkästen als Toilette benutzen.

Ein Ende der Studie sei darum auch erst einmal nicht in Sicht: „Das ist eine dynamische Entwicklung“, sagt Michael Quettung. „Da gibt es eigentlich nie einen Stillstand.“ Zwar würden natürlich verschiedene Meilensteine – etwa eben der Schutz der Wildtiere vor den Katzen mithilfe eines akustischen Signals – erreicht werden, aber danach könne das Projekt mit anderen Zielsetzungen fortgesetzt werden.

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