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Im dritten Quartal schnitt das Institut, das sich mitten in einem tiefgreifenden Umbau befindet, besser ab als vom Management geplant und von Analysten erwartet: Vor Steuern stand ein Plus von 482 Millionen Euro in den Büchern, nach Steuern waren es 309 Millionen Euro. Davon müssen aber unter anderem noch Zinszahlungen an die Inhaber bestimmter Nachranganleihen abgezogen werden, sodass auf die Aktionäre des Frankfurter DAX-Konzerns ein Gewinn von 182 Millionen Euro entfiel. Ein Jahr zuvor hatte der im Juli 2019 eingeleitete Konzernumbau für tiefrote Zahlen gesorgt.
Mit dem radikalen Konzernumbau will die Deutsche Bank nach einer Serie von Verlustjahren wieder in die Erfolgsspur zurückkehren. Das lange verlustreiche Geschäft der hauseigenen Investmentbank wurde zurechtgestutzt, aus dem weltweiten Aktienhandel zog sich die Bank zurück. Sewing will die Kosten deutlich nach unten drücken und peilt für das Jahr 2022 eine Eigenkapitalrendite von acht Prozent an.
Die Bank halte an ihrem Ziel eines Stellenabbaus von 18.000 Jobs fest, "aber das wichtigere Ziel ist das Kostensenkungsziel", sagte Finanzchef von Moltke. Auf der Streichliste steht Medienberichten zufolge die IT-Tochter Postbank Systems, die IT-Dienstleistungen für die Deutsche-Bank-Tochter Postbank erbringt. Interesse an einer Übernahme des Unternehmens mit 1.400 Mitarbeitern hat demnach der indische Softwareanbieter Tata Consultancy Services. Die Deutsche Bank führt derzeit die Computersysteme von Mutterkonzern und Tochter zusammen.
Insgesamt will die Deutsche Bank die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern bis Ende 2022 um etwa 18.000 auf weltweit 74.000 verringern. Ende September 2020 lag die Zahl der Vollzeitstellen bei 86.984. Im Heimatmarkt Deutschland will das Institut jede fünfte Filiale streichen und das Netz auf 400 Standorte schrumpfen.
"Im fünften Quartal unserer Transformation haben wir neben unserer Kostendisziplin auch gezeigt, dass wir Marktanteile gewinnen können", sagte Sewing. "Unser fokussiertes Geschäftsmodell zahlt sich aus, und wir erwarten, dass sich ein erheblicher Teil unserer Ertragssteigerungen als nachhaltig erweisen wird." Analysten hatten im Schnitt für den Drei-Monats-Zeitraum Juli bis September 2020 unter dem Strich mit einem Verlust gerechnet.
Das positive Abschneiden im dritten Quartal lag unter anderem an gestiegenen Erträgen: Hier erwies sich das Investmentbanking als wichtige Stütze, während die Erträge in der Privatkundenbank stagnierten und die Sparte sogar in die roten Zahlen rutschte.
Auch der eingeleitete Sparkurs trug zum positiven Zwischenergebnis bei, ebenso wie die Tatsache, dass die Deutsche Bank mit 273 Millionen Euro deutlich weniger Geld für mögliche Kreditausfälle zurücklegte als in den ersten beiden Quartalen. Seit Jahresbeginn hat der DAX-Konzern gut 1,5 Milliarden Euro in die Risikovorsorge für gefährdete Darlehen gesteckt - mehr als dreimal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie haben bei Banken in aller Welt Sorgen ausgelöst, dass von der Krise gebeutelte Kreditnehmer ihre Darlehen nicht zurückzahlen können.
"Wir haben im dritten Quartal unsere Erträge im Vorjahresvergleich um 13 Prozent gesteigert und gleichzeitig die Ausgaben um 10 Prozent gesenkt", schrieb Sewing in einer Nachricht an die Belegschaft. "So sind wir auf einem guten Weg zu unserem Renditeziel für 2022." Im laufenden Jahr sollen die Kosten der Bank auf 19,5 Milliarden Euro sinken. Das wären 3,3 Milliarden weniger als Jahr 2018. Sewing sieht die Bank "voll auf Kurs" zu diesem Ziel.
Die börsennotierte Fondstochter DWS profitierte unterdessen weiter von Kostensenkungen und hohen Mittelzuflüssen. Im dritten Quartal kletterte ihr Gewinn unter dem Strich im Jahresvergleich um 31 Prozent auf 151 Millionen Euro. Die Gesamterträge der DWS lagen mit 558 Millionen Euro leicht unter den 560 Millionen Euro aus dem Vorjahr, während die um Sonderposten bereinigten Kosten dank Personaleinsparungen um 12 Prozent auf 342 Millionen Euro zurückgingen. Das mittelfristige Ziel, die Aufwands-Ertrags-Quote unter 65 Prozent zu bringen, sei damit dieses Jahr bereits erreichbar und damit ein Jahr früher als geplant, hieß es vom DWS-Management um Vorstandschef Asoka Wöhrmann.
Deutsche Bank-Aktie dreht nach unerwartet guten Quartalszahlen ins Minus
Die Deutsche-Bank-Aktie konnte sich der Angst vor einem zweiten Lockdown wegen der Pandemie allerdings nicht ganz entziehen. Das Papier verlor am Morgen via XETRA zunächst rund fünf Prozent. Dann erholte sich der Kurs, und am späten Vormittag war die Deutsche-Bank-Aktie mit einem Plus von 1,67 Prozent auf 8,04 Euro einer der wenigen Gewinner im DAX. zum Handelsschluss gab das Papier jedoch wieder 1,91 Prozent ab auf 7,76 Euro.
Auch sonst hat sich die lange gebeutelte Deutsche-Bank-Aktie in der Corona-Krise bisher vergleichsweise gut geschlagen. Seit dem Jahreswechsel hat ihr Kurs um rund 17 Prozent zugelegt und sich damit so stark entwickelt wie keine andere Aktie im europäischen Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks.
Anke Reingen vom Analysehaus RBC sprach von einem starken Zahlenwerk. Positiv wertete sie die anhaltend gute Kontrolle der Kosten und die Fortschritte bei der Kernkapitalquote. Das dritte Quartal der Bank sei besser als erwartet ausgefallen, kommentierte auch Analyst Kian Abouhossein von der US-Bank JPMorgan positiv. Mut mache vor allem die Entwicklung im Bereich festverzinsliche Wertpapiere.
Während die Corona-Krise die Aktienkurse mancher Banken in diesem Jahr schwer in Mitleidenschaft gezogen hat, hielten sich die lange gebeutelten Anteilsscheine der Deutschen Bank ziemlich gut. Dies bisherige Jahresbilanz lautet plus 15 Prozent. Zwischendurch ging es aber hoch her: So legte der Kurs von Jahresbeginn bis Mitte Februar bis auf 10,37 Euro zu. Dann sackte er im Zuge des Corona-Crashs an den Finanzmärkten bis Mitte März auf ein Rekordtief von 4,449 Euro ab. Anschließend erholte sich der Kurs zeitweise bis auf rund 9,20 Euro, bevor er Ende September vorübergehend wieder unter die Marke von 7 Euro fiel.
FRANKFURT (dpa-AFX)
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