Eigentlich hatte Lucas Hernandez nichts falsch gemacht, aber David Alaba wollte noch etwas anmerken. Es war in der fünften Spielminute und Hernandez, der Linksverteidiger des FC Bayern, hatte sich im eigenen Strafraum geschickt zwischen den Ball und den Augsburger Stürmer André Hahn gestellt. Der Ball rollte ins Aus, Abstoß. Alaba applaudierte, dann aber stellte er sich neben Hernandez, redete auf ihn ein, machte Handzeichen. Hernandez hörte zu, nickte. Ein paar Sekunden später liefen sie zusammen weg. Und obwohl es nur eine kleine Szene war, verriet sie doch etwas Größeres: Auf Alaba wird gehört.
Vor dem Spiel in Augsburg hat Trainer Hansi Flick durchblicken lassen, dass Alaba, sein Abwehrchef, München im Sommer verlassen wird. Das kommt nicht überraschend, seit sich Spieler und Vereinschefs während der Vertragsverhandlungen gegenseitig Vorwürfe gemacht haben. Es folgte eine Saisonphase, in der Alaba wie die meisten Münchner Verteidiger so manchen Fehler gemacht hat, doch Flick schätzt ihn als Kommandant in der Mitte.
In Augsburg konnte Alaba wieder viele Anweisungen geben, weil er im Zweikampf eher selten eingreifen musste, so harmlos waren die Augsburger lange. Und doch hätten diese ein Unentschieden erreichen können, eher müssen: In der 76. Minute schoss Alfred Finnbogason einen Strafstoß an den Pfosten. Das führte dazu, dass die Bayern erstmals seit Oktober wieder ein Bundesligaspiel ohne Gegentor beendeten. Sie besiegten den FC Augsburg 1:0, weil Robert Lewandowski seinen Strafstoß verwandelte (13.).
„Es geht gerade nicht so leichtfüßig. Wir brauchen schon wieder diese Gier, die Spiele nicht nur über die Zeit zu retten, sondern mit Souveränität zu gewinnen“, sagte Münchens Nationalspieler Joshua Kimmich später. Und Torhüter Manuel Neuer meinte: „Wir mussten mit Mann und Maus hinten kämpfen, dass wir die Führung halten.“
Eine von vielen kuriosen Geschichten
So ging an diesem Mittwochabend in der Bundesliga eine Hinrunde zu Ende, in der das öffentliche Pokern zwischen David Alaba und dem FC Bayern nur eine von vielen kuriosen Geschichten war. Die Kuriositäten fangen nämlich schon damit an, dass diese Hinrunde ausnahmsweise im Januar endet und hören damit auf, dass der Meister aus München mit 25 Gegentoren so anfällig war wie seit dem Jahr 1981 nicht mehr. Das Coronavirus hat auch im Fußball vieles durcheinandergewirbelt, eines aber nicht: An der Tabellenspitze steht der FC Bayern.
Wenn Mönchengladbach und Dortmund schon am kommenden Freitag die Rückrunde eröffnen, werden die Bayern vier Punkte Vorsprung auf ihren ersten Verfolger Leipzig haben. Sie profitierten davon, dass Dortmund und Leipzig, die zwei Mannschaften mit den wohl größten Möglichkeiten, ihre Patzer nicht bestrafen konnten. Sie profitierten am Mittwoch aber konkret davon, dass Augsburg ein Gegner war, der lange fast keinen Widerstand leistete – und im entscheidenden Moment auch noch einen Elfmeter vergab.
Eigentlich hätten die Bayern zu dem Zeitpunkt aber schon mit mehr als einem Tor führen müssen. Schon in der vierten Spielminute erwischte Lewandowski nach einem Eckball freistehend den Ball nicht richtig. In der 13. Minute hatte es der Stürmer leichter. Der Augsburger Rani Khedira hatte Hernandez, den Flick für Alphonso Davies in die Startelf berufen hatte, im Strafraum gegen den Fuß getreten. Den Foulelfmeter versenkte Lewandowski. Es war sein 22. Saisontor.
In der ersten Halbzeit hatte Lewandowski noch zwei gute Tormöglichkeiten. In der 24. Minute schoss er über das Tor. In der 43. Minute aus spitzem Winkel an den Außenpfosten. Schon davor vergaben Serge Gnabry und Thomas Müller direkt hintereinander. Und die Augsburger? Sie waren so selten im Münchner Strafraum, dass Torhüter Manuel Neuer sich mit Stretching warmhielt.
Es war auch in der zweiten Halbzeit zunächst ein recht ruhiger Abend für Neuer, obwohl seinen Mitspielern im Angriff nichts mehr glückte. Mit jeder Minute trauten sich die Augsburger mehr. Und dann kam die 75. Minute. Der Augsburger Iago wollte im Münchner Strafraum den Ball an Benjamin Pavard vorbeilegen, der Rechtsverteidiger bremste diesen aber mit dem Arm. Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck pfiff sofort. Es folgte das Duell Neuer gegen Finnbogason. Der Torhüter hechtete in die falsche Ecke (rechts), aber der Stürmer schoss an den Pfosten.
Danach drängte Augsburg auf den Ausgleich. Der eingewechselte Hans Jensen schoss knapp über das Tor (77.), Florian Niederlechner knapp daneben (88.). So stellte Neuer mit seinem 196. Zu-Null-Spiel den Rekord von Oliver Kahn ein. Und so landeten die Bayern einen Sieg, der ein wenig an das 2:1 gegen Freiburg am vergangenen Sonntag erinnerte: Mit etwas Glück am Ende.
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